Es genügt nicht, Frieden auf dem Papier zu schließen!

Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in Kolumbien fordert Adveniat dazu auf, „Menschenrechtler schützen, Morde aufklären, Straflosigkeit beenden“. Die vielfältigen Probleme des Landes ließen sich nur lösen, wenn die bewaffneten Konflikte zwischen Guerillas, paramilitärischen Gruppen und kriminellen Banden beendet würden.

Mit Blick auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Kolumbien am 29. Mai äußert P. Martin Meier vom Latein-Amerika-Hilfswerk Adveniat Kritik: „Die politisch motivierte Gewalt hat in Kolumbien unter Präsident Iván Duque weiter zugenommen. Nahezu täglich werden Friedensaktivistinnen, Menschenrechtsverteidiger und Umweltaktivisten eingeschüchtert, bedroht und getötet“.

Er fordere deshalb: „Die neue Regierung muss alle, die sich für Frieden, die Menschenrechte und die Umwelt einsetzen endlich wirksam schützen, die Morde der Vergangenheit aufklären und die Straflosigkeit beenden.“ Große Bedeutung komme hier dem Bericht der im Anschluss an die Friedensverträge eingesetzten Wahrheitskommission zu, dessen Veröffentlichung für Ende Juni geplant ist.

„Als Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützen wir den Aufruf der kolumbianischen Kirche zu Verhandlungen mit den aktiven bewaffneten Gruppen, um das Blutvergießen zu beenden. Denn unter der alltäglichen Gewalt leiden die Schwächsten der Gesellschaft: die indigene und afrokolumbianische Bevölkerung in den ländlichen Regionen, in denen der Staat praktisch nicht präsent ist“, sagt Pater Maier. Die Ermordung des Anti-Mafia-Staatsanwalts Marcelo Pecci aus Paraguay während seines Urlaubs in Kolumbien zeige zudem, dass die international organisierte Kriminalität ebenfalls das Machtvakuum weiter nutzt. Es fehle die Begleitung der Umsetzung des Friedensvertrages von 2016 durch die internationale Staatengemeinschaft.

Für die Adveniat-Partnerin Ulrike Purrer aus dem kolumbianischen Tumaco, die in dem von ihr geleiteten „Centro Afro“ mit unter der Gewalt der bewaffneten Gruppen leidenden Kindern und Jugendlichen arbeitet, steht fest: „Die Wahlen am 29. Mai sind eine historische Chance für Kolumbien.“

Hintergrund

Laut Wahlumfragen haben der linksgerichtete Gustavo Petro und der rechtsgerichtete Federico Gutiérrez die besten Chancen, die Wahlen zu gewinnen. Für internationales Aufsehen sorgte die Vize-Präsidentschaftskandidatur der preisgekrönten Umweltaktivistin und afrokolumbianischen Menschenrechtsverteidigerin Francia Márquez in Petros Bündnis „Pacto Histórico“. Sollte keiner der Kandidaten die erforderliche Mehrheit in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am 29. Mai erreichen, wird eine Stichwahl notwendig. Der konservative Amtsinhaber Iván Duque kann sich wegen einer in der Verfassung vorgeschriebenen Amtszeitbegrenzung nicht mehr zur Wiederwahl stellen.