Neuer „Welttag der Großeltern und älteren Menschen“

Papst Franziskus richtet für die katholische Kirche einen neuen „Welttag“ ein:

Er soll „Großeltern und älteren Menschen“ gewidmet sein und jedes Jahr am vierten Sonntag im Juli begangen werden.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Das kündigte der 84-jährige Papst an diesem Sonntag bei seinem Angelusgebet im Vatikan an. Der neue Welttag ist mit dem liturgischen Gedenktag für Joachim und Anna, die Großeltern Jesu, verknüpft.

„Der Heilige Geist weckt auch heutzutage in den alten Menschen Gedanken und Worte der Weisheit“, sagte der Papst in der Ansprache, die aus dem Apostolischen Palast per Video live nach draußen übertragen wurde. „Ihre Stimme ist wertvoll, weil sie das Lob Gottes singt und die Wurzeln der Völker hütet. Sie erinnern uns daran, dass das Alter ein Geschenk ist und dass die Großeltern das Bindeglied zwischen den verschiedenen Generationen darstellen, um den jungen Leuten die Lebens- und Glaubenserfahrungen weiterzugeben.“

 „Die Großeltern nicht vergessen“

Oft würden Großeltern „vergessen“, so Franziskus, doch das dürfe nicht sein, schließlich hüteten sie „die Wurzeln“. „Darum habe ich entschieden, einen Welttag der Großeltern und der älteren Menschen einzurichten, der in der ganzen Kirche jedes Jahr begangen werden soll.“ Es sei „wichtig, dass die Großeltern ihre Enkel treffen und die Enkel ihre Großeltern“, insistierte der Papst.

Franziskus mahnt immer wieder zum Gespräch zwischen den Generationen und zum Respekt vor älteren Menschen. Er hat in seinem Pontifikat (seit 2013) schon mehrere neue Welttage für die katholische Kirche begründet: den Bibelsonntag, den Welttag der Armen und den Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung.

„Welttage markieren die Prioritäten dieses Pontifikats“

In diesem Jahr wird der neue „Welttag der Großeltern und der älteren Menschen“ auf den 24. Juli fallen. Ob es dazu eine Papstmesse geben wird, hängt von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Im Oktober 2018 hatte Franziskus in Rom an einem Treffen junger und alter Menschen teilgenommen. Beim Außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit gab es ein eigenes Treffen des Papstes mit älteren Menschen; daran nahm auch sein Vorgänger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., teil, der im nächsten April 94 Jahre alt wird.

Vittorio Scelzo ist der Vatikan-Beauftragte für die Senioren-Pastoral, die beim Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen angesiedelt ist. Im Gespräch mit Radio Vatikan betont er, die neuen Welttage markierten auch die Prioritäten im Pontifikat von Papst Franziskus. Sie seien auch „wichtig für die Zukunft der Kirche“.

„Der Bruch zwischen den Älteren und den jüngeren Generationen muss gekittet werden“

„Der Bruch zwischen den Älteren und den jüngeren Generationen muss gekittet werden. Die älteren Menschen retten sich nicht von allein, das haben wir leider während der Pandemie gesehen. Der Papst will uns mit dem neuen Welttag aber darauf hinweisen, dass auch die jungen Leute, die Erwachsenen von heute und unsere Gesellschaft sich nicht von allein retten, ohne die älteren Menschen.“

Der Dialog zwischen den Generationen müsse neu in Gang kommen, so der Vatikanmann: „Um aus der Krise besser und nicht schlechter herauszukommen, muss jede Gesellschaft sich auf ihre Wurzeln besinnen und, ausgehend vom Dialog mit den Älteren, ihre Werte wiederentdecken… Das Gegenteil der Wegwerfgesellschaft, die der Papst häufig beklagt, ist die Seelsorge an älteren Menschen. Die Älteren jeden Tag ins Zentrum unserer Gemeinschaft stellen! Nicht nur in Krisenzeiten. Nicht erst, wenn wir uns der Sache zu spät bewusst werden…“

Kardinal Farrell: Erste Frucht des Familien-Aktionsjahres

Der Leiter des Vatikan-Dikasteriums für Laien, Familie und Leben hat den neuen Gedenktag begrüßt. Das sei ein Geschenk für die ganze Kirche, schrieb Kardinal Kevin Farrell in einer ersten Reaktion am Sonntag. Es gehe darum, den „spirituellen und menschlichen Reichtum“ zu bewahren, der von Generation zu Generation weitergegeben werde.

Farrell erinnerte an das „Jahr der Familie Amoris laetitia“, das die Kirche ab dem kommenden März feiert. Es soll die Anliegen des päpstlichen Schreibens Amoris laetitia zur Neujustierung der kirchlichen Ehe- und Familienpastoral wachhalten. Der neue Welttag ist für Farrell „die erste Frucht“ des Aktionsjahres.