Palmsonntagskollekte für Heiliges Land wichtig wie nie

Im Heiligen Land sorgt die Pandemie für einen wirtschaftlichen Kahlschlag. Pilgerhäuser stehen leer, der Tourismus ist auf Null. Betroffen sind gerade auch christliche Familien im Heiligen Land. An sie geht die Palmsonntagskollekte. Wie nötig die ist, beschreibt Tamara Häußler, die Sprecherin des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande.

Schon seit 160 Jahren hilft der in Köln ansässige Verein den Christen und Christinnen. Das ist in Corona-Zeiten eine besondere Herausforderung, sagt Tamara Häußler im Gespräch mit dem Kölner Domradio.

Tamara Häußler: Wir versuchen den Mut nicht zu verlieren und den Kopf über Wasser zu halten. Wir sind für viele Menschen, Christen und Christinnen, im Heiligen Land verantwortlich, wir haben zwei Gästehäuser, wo wir Arbeitgeber sind, wo die Menschen wir nicht mehr anstellen können, weil die Gäste ausbleiben. Wir haben eine Schule in Ostjerusalem, die mal geöffnet, mal geschlossen ist, wo uns aber wichtig ist, dass die Mädchen eine gute Schulbildung bekommen. Wichtig ist auch die Lage der Eltern vieler Schüler, die im Tourismus beschäftigt sind und jetzt das Schuldgeld nicht mehr bezahlen können. Wir haben ein Alten- und Pflegeheim im Westjordanland, wo wir große Sorgen haben, dass uns das Coronavirus auch ereilt. Und viele Projekte nicht mehr durchführbar. Wir stehen als Organisation für das Thema Versöhnung und Friedensarbeit. Wenn eine Behinderten-Begegnungsstätte wie Beit Noa in Tabgha leersteht, das tut uns weh. Wir sehen, dass der Bedarf immer größer wrd. Gleichzeitig fehlen uns immer mehr Mittel. Wir sind in einer extrem schwierigen Situation.“

DOMRADIO: Pilger kommen derzeit gar nicht. Liegt die Arbeit komplett brach?

Tamara Häußler: Wir hätten nicht so lange überlebt, wenn wir nicht kreativ und ideenreich wären…! Das macht uns auch aus, dass wir schnell auf Situationen reagieren. Das Gästehaus Tabgha ist eigentlich ein Pilgerhaus für ausländische Pilger – das haben wir jetzt für Menschen aus Israel attraktiv gemacht. Die Israelis entdecken gerade diese Oase am See Genesaret. Wir versuchen alles, um das Haus lebendig zu halten. Aber es ist so, unsere ganze Pilgerarbeit ist eine unserer Säulen. Wenn die wegbrechen, ist das für uns traurig, weil wir diesen Auftrag haben: Wir möchten Menschen aus Deutschland an die Ursprungsstätten unseres Glaubens bringen, wir möchten sie mit dem Heiligen Land in Verbindung bringen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, es ist unglaublich, dort zu sein, was es mit einem persönlich macht. Diese Erfahrung können wir im Moment den Menschen nicht bieten, das ist auf der Ebene auch für uns schwierig.

DOMRADIO: Am Palmsonntag wird traditionell für die Christen im Heiligen Land gesammelt, das ging letztes Jahr nicht wegen Corona, und dieses Jahr gibt es ebenfalls wenige Präsenzgottesdienste. Was sind Alternativen, um sie zu unterstützen?

Tamara Häußler: Das ist tatsächlich ein großes Problem. Die Palmsonntagskollekte ist unsere Haupteinnahmequelle, sie liegt in der Regel bei ungefähr einer Million Euro. Im letzten Jahr hatten wir nur 390.000 Euro, wir leben von unseren Reserven. Wir brauchen dringend Unterstützung, nicht für uns, sondern für die Menschen da unten. Unter www.palmsonntagsaktion.de kann man für die Menschen im Heiligen Land spenden, aus Anlass des Palmsonntags. Man kann auch Mitglied werde im Verein. Wenn es wieder geht, ins Heilige Land zu reisen, ist es auch eine großartige Möglichkeit, junge Menschen mit einem Freiwilligendienst ins Heilige Land zu entsenden. Aktuell für uns wichtig ist, weil wir viele Anträge auf Nothilfe haben, über die Palmsonntagskollege fürs Heilige Land zu spenden.

Einladung auch aus dem Vatikan

Auch der Vatikan hatte zuletzt zu viel Solidarität für die Christen im Heiligen Land aufgerufen. Diese seien von der pandemiebedingten Isolation und den Einnahmeausfällen des vergangenen Jahres zusätzlich getroffen, heißt es im Aufruf der Kongregation für die Orientalischen Kirchen zur Heilig-Land-Kollekte in diesem Jahr. In Deutschland und Österreich findet die Kollekte jährlich am Palmsonntag statt, in den meisten anderen Ländern weltweit am Karfreitag. Im Vorjahr war sie pandemiebedingt ausnahmsweise in den September verschoben worden.

Die Kollekte für die Christen im Nahen Osten solle ein Anlass sein, „den Blick nicht abzuwenden“, die „Not und Schwierigkeiten der Brüder und Schwestern nicht zu ignorieren“, betonte Kardinal Leonardo Sandri, der Präfekt der Ostkirchenkongregation. Ohne diese Solidarität müssten noch mehr Christen aus Nahost abwandern.

Die weltweite Kollekte kommt über die Kustodie der Franziskaner den Christen zwischen der Türkei und Eritrea, Israel und dem Irak zugute, resümiert die Vatikanzeitung L´Osservatore Romano . Knapp zwei Drittel der Spenden werden über die Kustodie der Franziskaner im Heiligen Land vergeben, ein gutes Drittel über die vatikanische Ostkirchenkongregation. Diese ist zuständig für die in der Gemeinschaft mit dem Papst stehenden orientalischen Kirchen.