Renovabis nach Synodentreffen in Prag: „Das ist nur der Anfang“

 An diesem Wochenende ist die Kontinentalphase der Weltsynode für Europa in Prag zu Ende gegangen. Es waren intensive Tage und auf Einladung der CCEE war auch der Geschäftsführer des katholischen Hilfswerkes Renovabis, Pfarrer Thomas Schwartz, dabei. Wir sprachen mit ihm über seine Eindrücke von der Versammlung.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Dass überhaupt Renovabis auch explizit gewünschter Teil dieser Gespräche in Prag war, habe einen bestimmten Grund, so Pfarrer Schwartz: „Renovabis ist in den letzten 30 Jahren immer mehr - und das ist ja auch von Anfang an das Ziel von Renovabis gewesen - zu einem Dialogpartner für die Kirchen in Mittel- und Osteuropa geworden. Und aus dieser vertrauensvollen Zusammenarbeit, die sich in diesen Jahrzehnten gebildet hat, ist dann auch der Wunsch entstanden, mich als Leiter von Renovabis zur Kontinentalversammlung nach Prag einzuladen.“ Er war einer der 44 Delegierten, die neben den Delegationen der Nationalkirchen auf Einladung der Konferenz der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) an der Versammlung teilgenommen hatten.

„Und natürlich habe ich sehr gerne teilgenommen und auch zugesagt, weil das einfach auch eine Möglichkeit für mich geboten hat, tatsächlich das darzustellen, was Renovabis ist, nämlich Brückenbauer zwischen Ost und West“, so der Geschäftsführer des Hilfswerkes gegenüber Radio Vatikan.

Vermittlung

Auch „in dieser dichten Situation“ einer solchen Kontinentalversammlung sei es möglich gewesen, namentlich zwischen Deutschland und vielen Bischöfen und Delegationen aus mittelosteuropäischen Ländern zu vermitteln, versicherte er.

Man habe sich „auf Augenhöhe“ über Themen, „die teilweise sehr strittig sind“, wirklich einmal ausgetauscht. Dass es da nicht zu Beschlüssen kommen würde, ähnlich wie es beispielsweise in Deutschland beim Synodalen Weg der Fall sei, sei schon vorher deutlich gemacht worden. Es komme sowieso eher darauf an, „wahrzunehmen, was man denn als katholische Kirche unter Synodalität versteht“. Dies sei eine neue Phase innerhalb der Kirche, die noch gar nicht zu einem Abschluss gekommen sei. Es seien überhaupt viele Themen behandelt worden, bei denen er gemerkt habe, dass es „in Ost- und West-, in Nord- und Südeuropa unter den Nägeln brennt“ und in den Sprachgruppen, „in denen man dann ja auch neben dem jeweiligen Plenum zusammen gekommen ist“, habe man sich genau über diese Fragen auch wirklich gut austauschen können, so Pfarrer Schwartz. „Und das war erst der Anfang.“

Innerhalb der deutschsprachigen Gruppe

Innerhalb der deutschsprachigen Gruppe habe er Folgendes erlebt:

„Ich habe schon erlebt, dass viele Teilnehmer - und nicht nur der deutschen Delegation, sondern auch aus der Schweizer Delegation oder die österreichischen oder luxemburgischen Vertreter - auch wahrgenommen haben, dass sie es nicht leicht haben, und dass viele sie nicht verstehen können. Manchmal auch Gegenwind erfahren haben. Dies vor allem in Zusammenhang mit Themen, die sie wirklich auch bis ins Mark betroffen gemacht haben und betreffen, namentlich den Missbrauch, sowie die sexualisierte Gewalt und die damit verbundenen Fragen ,Wie geht man mit Macht in der Kirche um?' ,Welche Strukturen muss man gegebenenfalls dann wie ändern?'. Diese Fragen werden teils noch nicht so als drängendes Problem gesehen. Das enttäuscht mitunter, aber ich sage es nochmals: das war ein Anfang. Wir sind als Kirche Lernende. Wir müssen diesen Weg mutig und auch mit manchen Enttäuschungen weitergehen.“

Was andere Sprachgruppen von den Deutschen hielten

Nur dann werde Synodalität zu einem glaubhaften Geschehen der Kirche, sagte Schwartz weiter. Er könne deshalb nicht pauschal sagen, dass andere Ortskirchen Vorurteile gegenüber der deutschsprachigen Gruppe abgebaut hätten nach diesen Gesprächen. „Ich war in einer italienischen Sprachgruppe und habe dort beispielsweise mit dem Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz und dem Vorsitzenden der Ungarischen Bischofskonferenz sehr vertrauensvoll reden können. Dort habe ich auch die Themen benannt, die wir in Deutschland als problematisch, als wichtig zu besprechen ansehen, unter anderem die Rolle der Frau, sowie auch in gewisser Weise die Frage der Diskussion um eine sakramentale Rolle der Frau in der Kirche.“

Des Weiteren sei es auch um die Frage der wiederverheiratet geschiedenen Katholiken gegangen oder die Frage der LGBT-Community und wie man damit umgehen soll, „wenn tatsächlich über der Kontinentalversammlung der Spruch aus dem Buch Jesaja gelten soll“, unter dem die Synodenversammlung steht. Denn da gehe um die Frage der Offenheit und dass man „das Zelt offen halten soll“. Dennoch sei er frohen Mutes und optimistisch gestimmt, dass dies vor allem der Anfang einer guten Entwicklung für die Kirche sein werde.

(vatican news)